Bildhauer Eugen Maiers aufrechtes Leben im Widerstand zum 3. Reich und als Künstler

Veröffentlicht am 23.04.2012 in AG 60plus

Das Paar von Eugen Maier

Rose Riedel, Tochter des Nürtinger Bildhauers Eugen Maier und seiner Ehefrau Irmgard kam am 17.April zu „einer Erzählstunde über das Leben ihrer Eltern“ in die VHS Schwäbisch Gmünd. Dort wurde sie von der 1. Vors. der AG 60+ der SPD im Ostalbkreis, Marga Elser, herzlich begrüßt. Sie steckte den Rahmen des Erwarteten ab: „Widerstand im 3. Reich steht in Verbindung mit den gegenwärtigen Erfahrungen eines gewalttätigen, mörderischen Rechtsradikalismus etwa der NSU. Von der Tochter eines zeitlebens aufrechten Ehepaars, zweier immer ungebückter Menschen können wir erfahren, wie man auch heute widersteht“.

Rose Riedel erzählte zunächst vom Leben ihres Vaters, dann der Mutter. Der 1910 geborene Eugen Maier verhielt sich „oft als Kind schon quer, war schwierig. Schwierig war auch sein ganzes Leben als sehr gebildeter Autodidakt, der das Handwerk des Holzbildhauers und dann Steinmetzen von der Pike auf lernte, aber in vielen Berufen sich umtat, auch als Bergarbeiter, Fabrikarbeiter, Matrose und vieles mehr auf einem jugendlichen Wanderleben als Geselle. Seine intellektuellen, politischen und literarischen Interessen konnte er wie viele seiner Generation im Arbeitersportverein entwickeln.“

Als Kommunist wurde er 1933 gleich nach dem Machtantritt der Nazis aus der Kunstgewerbeschule in Stuttgart relegiert und ins KZ auf den Heuberg gebracht. Dies traf ihn wegen seiner politischen Überzeugung als einen Idealisten, der in seiner Partei die einzige Möglichkeit sah „als Hoffnung für die Geschundenen die Gesellschaft zum Guten zu verändern“. Die Stationen seiner Leiden in der Nazizeit: 1935 – 38 Strafgefangener, 1942 – 44 Soldat im Bewährungsbataillon 999 und in der Strafkompanie 14 meist auf dem Balkan. Sein häufiger Versuch, die Kameraden gegen das Unrechtregime einzunehmen, führte zur neuerlichen Verhaftung und der Verurteilung zu standrechtlichem Erschießen, aber ihm gelang nachts die Flucht durch ein Toilettenfenster, die er zusammen mit einem anderen Verurteilten zu den griechischen Partisanen unternahm.

Schließlich gelangte er nach monatelangen Gefahren zu Fuß im September 45 nachhause zu seiner Familie nach Nürtingen. In den schrecklichen 13 Jahren ließ er in Flugblättern, Gesprächen und seiner künstlerischen Arbeit niemals von seinen Überzeugungen ab, rebellierte – nicht gegen Deutschland, sondern gegen das verbrecherische Tun der damaligen deutschen Regierung. Seine 1915 geborene Frau Irmgard war eigentlich noch radikaler, stand Schmiere, als bei einer Rede Hitlers in Stuttgart das Kabel zum Mikrofon abgeschnitten wurde, war auch beim Drucken von Flugblättern sehr aktiv. Die Folge war ein Prozess „wegen hochverräterischen Unternehmungen“ und zwei Jahre Zuchthaus. Wie die Gmünderin Lina Haag lernte sie in der Haft die „Büchsenschmiere“ in Stuttgart kennen. Nach dem Krieg war sie eine entschieden links stehende Bezirkssekretärin der Gewerkschaft. Beide kommunistisch eingestellten Eltern mußten mit Entsetzen vieles vom Geglaubten revidieren, als Chruschtschow beim 20. Parteitag der KPDSU die ungeheuerlichen Verbrechen des Stalinismus offenlegte. Als 1968 Dubceks „Experiment eines Sozialismus mit menschlichem Gesicht von Panzern niedergewalzt wurde, war des großen Künstlers Herz gebrochen“. Bei seinem frühen Tod 1976 kamen 600 Nürtinger zum Begräbnis, um den bescheidenen, großzügigen und integren Mann dafür zu ehren, dass er als anständiger Mensch sich zwar hatte täuschen lassen, aber nie auf Dauer einer Gewaltideologie anhing.

HAP Grieshaber war ihm im politischen und künstlerischen Bereich über viele Jahre Freund und künstlerischer Wegbegleiter - auch bei der Eröffnung von Werkausstellungen Eugen Maiers. Rose Riedl zeigte Bilder von Steinskulpturen ihres Vaters, die heute überall in Nürtingen und Umgebung im privaten wie öffentlichen Raum in großer Zahl beeindrucken: „Seine Werke haben was Archaisches, sind rustikal, wirken scheinbar grob, zeigen immer eine Reduzierung auf das Wesentliche – Künstler und Werk sind dabei in Übereinstimmung“. Abbildungen von Menschen und Tieren, Brunnengestaltungen, sehr viele Kriegsdenkmäler – im Sinne des Niewieder – sind besonders typisch. Die Zuhörer in der Volkshochschule überzeugte besonders die Darstellung eines Paars, das eben vom Kriegstod des einzigen Sohns erfahren hat – ein Monument, das den Zeitungslesern nicht vorenthalten werden soll. Am Ende gab es viel Beifall für Rose Riedels Erzählungen vom Widerstand im 3. Reich und dem Neubeginn nach 45. Die danach Geborene nannte der Vater ein „Kind der Hoffnung auf eine bessere Zeit“. Pm KHK

 

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