Eine Schule für alle – die Suche nach dem richtigen Weg

Veröffentlicht am 18.11.2008 in Arbeitsgemeinschaften

Es war eine muntere Diskussion am Freitagabend in der Waldorfschule in Schwäbisch Gmünd. Die SPD Senioren 60-plus hatten zusammen mit dem SPD-Ortsverein Schwäbisch Gmünd zum Thema "Schule für alle" eine Reihe vom Experten eingeladen. Begrüßt von Johann Render (Waldorfpädagogik-Förderverein), der auf einen der Begründer der Waldorf-Schule, den Gmünder Emil Molt hinwies, der mit der Gründung der Waldorf-Schule einen Weg gesucht hatte, um den Kindern der Fabrikarbeiter eine gute Schulbildung zu ermöglichen. Dies sei schon damals eine Schulbildung für alle gewesen.

Armin Roth-Bernstein, Bibliothekarin aus Göppingen, hat dann aus ihrer finnischen Heimat über das hochgelobte Schulsystem berichtet. Ursprünglich hatten die Finnen das Deutsche Schulsystem übernommen, dann aber eine Reform eingeleitet, bei der nun die Schüler bis zum 16 Lebensjahr zusammen in Gesamtschulen unterrichtet werden. Es gäbe keine Auslese – aber in den Klassen werden die Schüler aufgeteilt, um den Begabungen gerecht zu werden. Die Kinder bekommen sofort Nachhilfe – die Kinderrechte gehen vor, die Eltern werden nicht konsultiert. Das Lehrerpersonal sei sehr engagiert. Es gibt strenge Aufnahmeprüfungen, die Schulen entscheiden selbst, wer als Lehrer eingestellt wird. Jede Schule hat ein eigenes Profil – man ist ein Team mit Lehrern, Schülern, Ärzten, Psychologen, Sozialarbeitern usw. Kinder mit Migrationsherkunft erhalten muttersprachlichen Unterricht. Es ist eine Gesamtschule mit kostenlosem Essen - allerdings nicht immer eine Ganztagesschule. Die rechtsgerichtete Regierung versuche derzeit leider, einiges davon abzuschaffen.

Klaus Dengler, Rektor der Rauchbeinschule, machte klar, dass es nicht möglich sei, diese Erfahrungen eins zu eins zu übertragen. Wichtig sei aber, dass der Wert der Bildung in Finnland einen höheren Stellenwert einnehme, als in Deutschland. Dies müsse man ändern. Die Grundschulen haben gute Werte – dies müssten die weiterführenden Schulen nachmachen. Die Qualität aller Schulen müsste verbessert werden. Deshalb sei es nicht nur eine Strukturdebatte, sondern auch eine Qualitätsdebatte.

Franz Pflieger, der Vorsitzende des Gesamtelternbeirates in Schwäbisch Gmünd, hob vor allem darauf ab, dass die Rahmenbedingungen stimmen müssen. Bei uns müssten Lehrer alles sein – Sozialarbeiter, Logopäden, Ergotherapeuten usw. Gleichzeitig dürfte die Schule nicht selbst entscheiden, wer dort Lehrer wird. Die Aufteilung der Schüler nach der 4. Klasse würde die gesellschaftliche Aufteilung manifestieren.

Monika Gessat, Gymnasiallehrerin und Vertreterin der GEW bemängelte, dass die Schüler unter starkem Stress stünden und meinten "für die Schule, nicht für sich selber" zu lernen. Die Empfehlung nach 4 Jahren sei nicht treffsicher genug, man müsste sich die Pisa-Empfehlungen endlich zu Herzen nehmen. Bei einer Gesamtschule wäre ein Mitzieheffekt auszumachen. Wichtig seien qualifizierte Pädagogen für einen binnendifferenzierten Unterricht. Beispielsweise würden das die Privatschulen durch ihre individuelle Förderung praktizieren.

Klaus Offenhäuser, Schulleiter der Schillerrealschule, war gleichfalls der Meinung, dass das 3-gliedrige Schulsystem nicht standhält. Immer noch entscheide die soziale Herkunft. Das sei ein Gerechtigkeitsproblem. Er möchte deshalb eine längere gemeinsame Lernzeit. In der Grundschule würde das doch auch funktionieren, warum nicht in der Realschule oder im Gymnasium. Nach der 6. Klasse könnte man besser sehen, wo die Entwicklung eines Kindes hingeht.

Claudia Sünder, Bundestagskandidatin des SPD im Wahlkreis Aalen/Heidenheim, zeigte an Statistiken, dass es ein Bildungsgefälle zwischen Stadt und Land, Katholiken und Evangelischen, Frauen und Männern, gibt. Es werde zu viel sortiert, aussortiert, anstatt gemeinsam mit allen Kindern etwas zu erreichen. Sie forderte Chancengleichheit für jedes Kind, um es nach seinen Möglichkeiten zu fördern.

In der Diskussion war unter anderem der öffentliche Brandbrief zur Abschaffung der Hauptschule der oberschwäbischen Rektoren an das Kultusministerium, der einigen Wirbel verursacht hatte. Die Ostalb-Rektoren hatten sich gleichfalls an das Ministerium gewandt, allerdings indem sie den Dienstweg eingehalten hätten – mit dem Erfolg, bis jetzt noch nicht einmal eine Antwort zu erhalten. "Ein Ärgernis, dass wir so brav wären" so ein Rektor aus dem Publikum.

Karl Koschorreck, der Vorsitzende der SPD-Senioren, dankte zum Abschluss des Abends sowohl der Waldorfschule für ihre Gastfreundschaft, den Experten für ihre Teilnahme und den sehr interessierten Zuhörern und Diskutanten.

 

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